Nordportal der Marienkirche rückt in den Mittelpunkt

Marienkirche Stralsund Ansicht von Norden
Ansicht vom Neuen Markt aus

In G & T 79 veröffentlichten wir einen Artikel von G. Meyerhoff mit dem Titel „Das Nordportal der Marienkirche und seine Skulpturen“

Darin wurde der historische Hintergrund der insgesamt 5 Portale beschrieben.

Die Wiederentdeckung des Nordwestportals als Hauptzugang für Gemeindemitglieder und Touristen hat für das Klima in der Kirche einen erheblichen Gewinn mit sich gebracht: das große Westportal bleibt im Wesentlichen geschlossen, sodass die herrliche Turmhalle für Ausstellungen und Veranstaltungen unabhängig vom Gottesdienst genutzt werden kann. Das Westportal wird als Zugang für Prozessionen, feierliche Einzüge für Hochzeiten und andere Großereignisse immer eine besondere Bedeutung haben.

Der jetzige Zugang durch das Nordwestportal hat klimatische Vorzüge, bringt weniger Kaltluft in das Kirchenschiff, ist mit einem Lift ausgestattet und das immer wieder geforderte behindertengerechte WC konnte ebenfalls errichtet werden!

Die Funktion des Nordportals ist eine völlig andere: Dieser mittelalterliche Anbau hat eine reich verzierte Schmuckfassade und in den drei Portalnischen waren die drei Figuren der Marienkirche in einer Größe von ca. 1,90 mtr und farbiger Gestaltung aufgestellt: Maria mit dem Kind, Petrus und Paulus.

Die heute im nördlichen Seitenschiff aufgestellten Originale wurden vermutlich in einer Stralsunder Werkstatt um 1430 aus Eichenholz gefertigt, weisen mehrere Farbfassungen auf und wurden 2010 zuletzt von einer Restauratorin untersucht und gereinigt.

Der Stralsunder Kirchenbaurat i.R. Uwe Kiefer setzt sich seit Jahren für die Anfertigung von Kopien für das Nordportal ein, zumal das Nordportal wieder als separater Ausgang in Pandemiezeiten gut zur Trennung von Kommenden und Gehenden zu verwenden wäre.

Die Herbert-Ewe-Stiftung hat sich nach Fertigstellung der Orgel in St. Jakobi dieser Aufgabe angenommen und mit Uwe Kiefer und dem Kirchgemeinderat von St. Marien Lösungswege besprochen.

Nach einem Beschluss unseres Vorstandes wurden Geldmittel bereitgestellt, gemeinsam ein Leistungsverzeichnis erstellt und mehrere Restauratoren um die Abgabe eines Angebotes gebeten.

Hier entsteht ein Finanzbedarf von ca. 100.000 € für die Anfertigung der 3 Rohlinge aus Eichenholz und es ist ein Zeitbedarf von mindestens 12 Monaten einzuplanen.

Daraufhin haben wir nach Alternativen gesucht und wurden bei der Herstellung der 3 Kopien im 3D-Druck fündig. Bei diesem Verfahren werden die Originalfiguren zunächst mittels Lasertechnik abgetastet und so ein hochgenaues digitales Abbild der Figuren im Computer erzeugt. Anschließend können diese Modelle dann auf einem 3D-Drucker ausgedruckt werden. Für den Druck kommen verschiedene Materialien in Betracht (Sand, Kunststoff, Holfilamente).

Die ersten Schritte gingen wir vorsichtig: nach Quellenrecherche diskutierten wir mit dem Kirchgemeinderat(KGR) von St. Marien und mit mehreren Stralsunder Restauratoren. Auch Vertreter der kirchlichen Denkmalpflege hatten keine Bedenken, denn die Kopien für den Außenbereich der Kirche in einem Zeitraum von max. 3 Monaten und ca. 20 % der Herstellungskosten ergeben viele Vorteile – bis wir im März 21in einer Baurunde im Turm der Marienkirche unser Projekt vorstellten und ein Mitarbeiter des Landesamtes für Kultur-und Denkmalpflege sein Veto erhob und auf Artikel10 der Charta von Venedig von 1964 verwies. Vertreter des KGR, Heiko Werner und ich waren darauf nicht vorbereitet, gaben unsere Unterlagen für die Diskussion beim LAKD in Schwerin mit und hofften auf Zustimmung für unsere Aktivitäten. Wir schrieben das LAKD an und erläuterten unser Vorhaben, erhielten aber monatelang keine Antwort.

Zwischenzeitlich luden wir den Verwaltungsrat der Stiftung- das Kuratorium-, dem u.a. der Oberbürgermeister Dr. Badrow und der Präsident der Stralsunder Bürgerschaft Peter Paul angehören zum 11. August 21in unser Büro ein und erläuterten unser Vorhaben. Erfreulicherweise erhielten wir die volle Unterstützung der Kuratoriumsmitglieder.

Kurz nach der Kuratoriumssitzung erhielten wir dann einen Antwortbrief von der Chefin des LAKD, in dem die 3D-Druck-Technolgie als nicht ausgereift infrage gestellt und als Verstoß gegen die Charta von Venedig abgelehnt wurde.

Wir haben daraufhin im Vorstand erneut beraten und sind überzeugt, dass wir unseren Weg weitergehen sollten. Um eine fundiertere Argumentation zu bekommen haben wir uns fachliche Unterstützung bei einem Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts bezüglich der Materialauswahl und potentiellen Haltbarkeit von gedruckten 3D -Figuren eingeholt.
In Abstimmung mit dem KGR von St. Marien, dem Kuratorium unserer Stiftung und Stralsunder Restauratoren beschreiten wir bewusst neue Wege – das ist für die Kirche auch mal etwas Neues!

Übrigens als gern gesehener Nebeneffekt erhält bei abgeschlossener Realisierung der Neue Markt eine sehenswerte Schmuckfassade-sozusagen einen Hinkucker!!

Der KGR bat unseren Vorstand, dass wir nach der Fertigstellung der drei Kopien auch die Ausschreibung und Vorfinanzierung der Farbfassung auf der

Grundlage des Untersuchungsberichts der Restauratorin von 2010 übernehmen.

Der Vorstand unserer Stiftung würde sich daher freuen, wenn Sie unser Vorhaben durch Ihre Spende unterstützen:

Spendenkonto der Herbert-Ewe-Stiftung:

DE48 1505 0500 0700 0034 95/Kennwort: Nordportal

Der Vorstand der HES